Der kleine Prinz – Interpretation: Die Themen

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Zähmen – Das Geheimnis von Freundschaft und Liebe

»Wenn du einen Freund haben willst, zähme mich«, sagt der Fuchs. Damit sagt er dem kleinen Prinzen, was zu tun ist, um der Einsamkeit zu entkommen. Der Fuchs definiert den Prozess – und der heißt: Lernen. Denn ›zähmen‹ heißt nichts anderes, es heißt ›sich vertraut machen, sich annähern, sich kennenlernen‹. (Im Deutschen ist ›zähmen‹ doppeldeutig, wo das Französische zwei Begriffe hat: ›apprivoiser‹ für ›sich vertraut machen‹ und ›dompter‹ für ›dressieren, gefügig machen‹; ersteres ist das Wort, das Saint-Exupéry verwendet.) ›Zähmen‹ ist also der Weg des Verstehens, der Erkenntnis. Denn »… man versteht nur die Dinge, die man zähmt«, sagt der Fuchs. Und wer etwas verstehen will, muss sich Zeit nehmen und muss »sehr geduldig sein«.

Der kleine Prinz nimmt sich die Zeit und er zähmt den Fuchs. Er lernt auf diese Weise auch seine Gefühle für seine Rose verstehen. Er begreift, was Liebe bedeutet. Denn seine Rose ist es, der er seine Zeit geopfert hat, sie ist es, die er gegossen und mit einer Glasglocke und einem Wandschirm geschützt hat, ihre Klagen und Eitelkeiten hat er ertragen. Sie hat seinen Schutz notwendig, weil sie sich mit ihren vier Dornen nicht gegen die Welt schützen kann. Sie hat ihn gezähmt und er hat sie gezähmt. So ist es auch zwischen Fuchs oder Pilot und dem kleinen Prinzen.

Durch Zuwendung schafft man Vertrautheit. Die Fremdheit weicht. Und dies hebt jeden einzelnen aus der Masse hervor. Für einen Fremden ähnelt die Rose des kleinen Prinzen fünftausend anderen, doch für ihn ist sie wichtiger als alle Rosen der Welt. Nur sie hat eine Bedeutung für ihn, alle anderen sind leer und fremd. Der kleine Prinz begreift beim Fuchs, dass es ein Fehler war, seine Rose verlassen zu haben. Nun kann ihn nichts mehr zurückhalten, er will zu ihr zurück.

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