Charakterisierung der Figuren in »Der kleine Prinz«

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Stereotype / Typen

Stereotype (in der Literaturwissenschaft Typen bezeichnet) sind eindimensionale Figuren, die innerlich unbewegt keine eigene Entwicklung haben. Sie gehören ebenfalls zu den Nebenfiguren. Zumeist weisen sie nur ein bestimmtes Merkmal auf, das durch ihre Person dargestellt werden soll. Zu den Stereotypen gehören die Bewohner der ersten sechs vom kleinen Prinzen besuchten Planeten: König, Eitler, Säufer, Geschäftsmann, Laternenanzünder und Geograph. Das Leben auf der Erde als siebenter Planet wird dann durch das Wesen dieser Stereotype charakterisiert.

Hinter diesen Stereotypen verbergen sich typisch menschliche Schwächen. Es sind Karikaturen, die von Saint-Exupéry mit bitterem Humor ironisch überspitzt dargestellt werden. Die Nummern der Asterioden 325 bis 330 sind nüchtern durchnummiert wie der Auszug aus einem Katalog menschlicher Verfehlungen. Gemein ist ihnen ihre Vereinzelung. Sie leben auf ihren Planeten wie Gestrandete auf einsamen Inseln. Ihre Selbstgefälligkeit und Selbstgenügsamkeit macht sie ausweglos einsam. Der kleine Prinz kann zu ihnen keine Beziehung, keine Bindung aufbauen. Für sie ist er nur ein Spiegel, in dem sie sich selbst betrachten wollen. In der Begegnung mit ihnen zeigt sich die Suche des kleinen Prinzen nach Sinn und Sinnlichkeit, nach Orientierung, nach dem Band der Freundschaft und einer Welt voller Werte.

Der König

Der König als eine typische Märchenfigur ist ein absoluter Monarch und fordert von seinen Untertanen unbedingtes Gehorsam. Sein ganzes Wesen ist auf seinen Machttrieb ausgelegt. Äußerlich trägt er die Insignien der Macht: Er hat einen prunkvollen Thron, eine goldene Krone und einen Hermelinmantel, der einen großen Teil seines Planeten bedeckt. Für ihn ist jeder (nur) ein Untertan. Er unterdrückt jede Individualität seiner Untertanen, besteht auf die Einhaltung der höfischen Etikette und setzt sich als Herrscher so geschickt in Szene, dass ihm niemand seinen Herrschaftanspruch streitig machen kann. Seine Befehle bezeichnet er als »vernünftig«, denn er fordert von jedem nur, was er wirklich zu leisten im Stande ist. Er geht schlau und berechnend vor. So ist er sogar in der Lage, einen Sonnenuntergang zu befehlen – soweit die »Bedingungen hierfür günstig sind«. Doch ein Herrscher ohne Volk ist sinnlos – auch wenn dieser König sicher auch ein guter Monarch geworden wäre. Als der kleine Prinz ihn verlassen will, möchte ihn der König zum Minister für Gerechtigkeit machen. Doch der kleine Prinz lässt sich nicht darauf ein. So macht der König ihn im Augenblick des Abschieds wenigstens zum Gesandten, um bis zum letzten Augenblick seinen (ohnmächtigen) Machtanspruch zu behaupten.

Der Eitle

Der Eitle ist ganz in seiner Gefallsucht gefangen. Er hat ein völlig überzogenes Bild von sich selbst, das ihm die anderen als Spiegel zurückwerfen sollen. Den kleinen Prinzen begrüßt er daher als »Bewunderer«. Als Bewunderer soll er ihn als den schönsten, am besten gekleideten, als den reichsten und intelligentesten Menschen bewundern. Doch den Nachweis hierfür bleibt der beleibte und knollnäsige Eitle schuldig. Auf das Klatschen des kleinen Prinzen reagiert er wie ein Roboter mit einer immergleichen, einstudierten und sinnleeren Geste. Er lüftet den Hut zum Gruß und gaugelt sein Geschmeicheltsein vor. Über kritische Fragen setzt er sich überheblich hinweg und schenkt ihnen keine Beachtung. Er will nur Lobreden hören. Das macht ihn zum Clown, zum Kasper, zum Hampelmann. (Bei der Charakterisierung des siebten Planeten, der Erde, erfahren wir, dass es auf ihr 311 Millionen Eitle gibt!)

5 KOMMENTARE

  1. Der Alter des kleinen Prinzen wird nicht angegeben, wie alles das nicht, was unbedeutend ist. Denn es ist egal, wie jung oder alt, groß oder klein, schwierig oder einfach ist, wichtig ist, dass man mit dem Herzen sieht und das „Zähmen“ beherrscht.

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