Ein Symbol geht über die bloße Wortbedeutung hinaus und verleiht Figuren, Dingen und Handlungen eine tiefere – inneliegende – Bedeutung. Auf den symbolischen Wert hinzuweisen, der in Gegenständen und Handlungen verborgen liegt, ist eines der Hauptanliegen der Erzählung. Der Autor vermittelt uns: »Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar«. So gehören die Symbole zu den herausragenden sprachlich-stilistischen Mitteln der Erzählung. Viele Gegenstände und Handlungen, aber auch Zahlen und Farben lassen sich in »Der kleine Prinz« auf ihren Symbolgehalt hin untersuchen. Im Folgenden sollen ausgewählte Symbol kurz umrandet werden.
Gegenständliche Symbole
Die Rose
Die Rose ist im Allgemeinen ein sehr weitgreifendes Symbol mit verschiedenen Bedeutungsaspekten. Sie ist ein Symbol für Schönheit, Vollkommenheit und für die Sphäre des Weiblichen. Eine blaue Rose steht für Romantik und Sehnsucht, eine weiße Rose für Jungfräulichkeit und Unschuld und eine rote Rose für das Urbild der Liebe, für Lebensfreude und Fruchtbarkeit. Die Rose des kleinen Prinzen ist das zentrale Symbol in der Erzählung. Er erkennt weder ihre Liebe zu ihm, noch seine eigene zu ihr. Verwirrt von ihren Eigenarten, ihren bedeutungslosen Worten und seinen eigenen Gefühlen flieht er vor ihr, um geläutert wieder zurückzukehren. Auf seiner Reise hat er das Geheimnis von Freundschaft und Liebe kennengelernt.
Der Fuchs
Füchse sind typische Figuren in Märchen, Mythen und Fabeln. Mit ihnen verbunden werden Klugheit, List und Weisheit. Seine Verschlagenheit und Übersicht machen ihn zu jeder Zeit zum Herren der Lage. Er lebt unabhängig im Reich zwischen Menschen und wilder Natur. In den alten Geschichten ist er mal der Gegenspieler, der nur schwer zu übertölpeln ist, mal ein hilfreicher Ratgeber, der den Helden den Weg zum Erfolg aufzeigt. Zur letzteren Kategorie gehört der Fuchs des kleinen Prinzen. Er wird der Lehrer dieses kleinen Mannes. In der Eintönigkeit seines Lebens wünscht er sich nichts sehnlicher als einen Freund und bittet den kleinen Prinzen, ihn zu zähmen. Als Freund macht er ihm seine ganze Lebensweisheit zum Geschenk: Er lehrt dem kleinen Prinzen das Geheimnis von Freundschaft und Liebe.
Das Schaf
Das Schaf ist wie der Fuchs ein typisches Märchensymbol, das für Naivität und Einfalt steht. Diese Einfalt bringt den kleinen Prinzen in Sorge um seine Rose, weil es seine Rose fressen könnte.
Die Schlange
Die Schlange hat im Allgemeinen sehr gegensätzliche Bedeutungen, die positiv und negativ sein können. In vielen Kulturen stellt sie eine Lebensenergie dar, von der alle anderen Lebewesen abstammen. In anderen Kulturen steht sie für den Tod. In der griechischen Mythologie ist sie ein Symbol für Weisheit. Andererseits werden mit ihr die Eigenschaften von Boshaftigkeit, Vieldeutigkeit, Hinterlist und Heimtücke und Verführungskunst verbunden. Vieldeutigkeit zeigt sich auch bei der Schlange im kleinen Prinzen, denn sie spricht in Rätseln. Aber sie zeigt sich auch Weise. Sie ist sich bewusst, dass sie alle Rätsel löst. Durch ihren Biss bringt sie den Tod für den Körper (die Hülle) des kleinen Prinzen, doch sie ermöglicht ihm dadurch die Rückkehr auf seinen Planeten, wo er mit seiner Rose und seinem Schaf ein neues Leben beginnen kann.
Der Apfelbaum
Der kleine Prinz findet den Fuchs unter einem Apfelbaum sitzend. Der Apfel ist ein Sinnbild Wissen und Weisheit. Im Christentum stellt ein Apfelbaum den Baum des Lebens und der Erkenntnis dar. Der Fuchs offenbart dem kleinen Prinzen im Verlauf ihrer Begegnung sein ganze Lebensweisheit. Insofern weist das Bild des Fuchses unter dem Apfelbaum auf die Funktion des Fuchses als Lehrer voraus.
Die Weizenfelder
Der Fuchs vergleicht den goldenen Weizen mit den goldenen Haaren des kleinen Prinzen. An sich haben die Weizenfelder für den Fuchs keine Bedeutung, weil er kein Brot isst. Indem der kleine Prinz den Fuchs zähmt und sie Freundschaft miteinander schließen, erhalten die Weizenfelder einen symbolischen Wert als Zeichen ihrer Freundschaft und zur Erinnerung an den kleinen Prinzen.