Die seltsame Welt der Erwachsenen
Saint-Exupéry findet in der Welt der Erwachsenen nicht viel Gutes. Ihnen widmet er die satirischen Episoden seiner Geschichte. Ihr Treiben stellt er als grotesk heraus. Sein Urteil ist vernichtend: Die »großen Leute« leben in einer Scheinwelt – wurzellos mit falschen Zielen. Die wichtigen Dinge des Lebens haben sie vergessen. Und den Bezug zu den anderen, zu sich selbst und zur eigenen Kindheit ebenso. Dabei könnte alles so einfach sein, wenn man die Welt mit den Augen der Kinder betrachten und der Phantasie einen Raum im Leben gewähren würde. Doch so ist es eben nicht.
Der König ist ein schlauer Trickser, der alles tut, um seine Macht zu behaupten, dabei hat er keine Untertanen, über die er gebieten könnte. Der Eitle suhlt sich im Lob der anderen mit albernen Gesten und will belogen werden, dass man ihn für den schönsten, schlausten und besten Menschen hält (die Erde ist voller dieser Typen). Der Geschäftsmann glaubt die Sterne zu besitzen und hält sich für reich, obwohl er nichts besitzt. Der bedauernswerte Laternenanzünder folgt einer vollkommen sinnlos gewordenen Dienstanweisung, was ihn um all seine Lebenskräfte beraubt. Der Geograph schreibt wichtige Bücher, doch seine Methoden zum Erkenntnisgewinn sind sehr fragwürdig. Die getriebenen Menschen reisen von Ort zu Ort und wissen doch nicht, was sie wollen. Und sie kaufen Pillen, um Zeit zu sparen, mit der sie nicht umgehen können.
Der kleine Prinz enttarnt die trügerische Welt der Erwachsenen, indem er Fragen stellt und sie sich in ihren Antworten verstricken lässt. Er fragt nach dem Nutzen, er fragt – als wäre es ein Kinderspiel – nach dem Warum. So deckt er den Unsinn ihres scheinheiligen Treibens auf. Doch wie konnte es soweit kommen, dass die (falsche) Einbildung zur größte Kraft der Erwachsenen wurde? Sie lieben Zahlen, erzählt der Pilot, sie urteilen nach dem Augenschein, sie sind oberflächlich, Äußerlichkeiten sind für sie das Maß der Dinge, doch mit dem Herzen urteilen sie nicht.